Vorbereitung und Einzug

Überlegungen vor der Anschaffung...



Rennmäuse sind kein Spielzeug und auch keine Kuscheltiere für Kinder. Es sind Beobachtungstiere! Die im Idealfall zahm genug sind, dass sie freiwillig auf die Hand kommen. Natürlich nur, weil es dort Leckerchen gibt ;) 

Rennmäuse werden problemlos 4 Jahre alt, und genauso lange möchten sie bei ihren Körnergebern bleiben. Und vorallem auch mit 4 Jahren noch genauso verwöhnt werden, wie 2 Wochen nach dem Einzug. Viel zu oft, hört und sieht man, dass Renner mit der Zeit vernachlässigt werden :( 
Außerdem sollte man sich sehr bewusst darüber sein, dass es Probleme in den Gruppenkonstellationen geben kann. Dass sich Duos verstreiten und man neue Partner für die Maus oder die Mäuse suchen muss. Dementsprechend muss man auch schon vor der Anschaffung dazu bereit sein eine Vergesellschaftung auf sich zu nehmen.

Auch Rennmäuse können krank werden und tierärztliche Hilfe benötigen. Die häufigsten Erkrankungen sind Parasitenbefälle oder Erkältungen/ Lungenentzündungen.

Sie sollten sich also auch vor der Anschaffung von Rennmäusen gut überlegen, ob sie über einen langen Zeitraum hinweg, die Zeit und die finanziellen Mittel aufbringen wollen und können, die für eine langfristige artgerechte Haltung notwendig sind.



Die Erstanschaffung



Ein in Foren und Gruppen viel besprochenes Thema, und eines, das jeden Halter zu Beginn betrifft und nicht wenige herausfordert ;) 

Die Erstausstattung für Rennmäuse kann ganz schön ins Geld gehen! Deswegen ist es doppelt wichtig den Einkauf vorher gut zu planen und unnötige Ausgaben gar nicht erst zu tätigen. 

Aus der Erfahrung vieler Rennmaushalter kann ich Ihnen ans Herz legen, lieber tiefer in den Geldbeutel zu greifen, anstatt unzufrieden zu sein, oder am Ende doppelt zu kaufen.



Die Schutzgebühr

Egal ob ihre zukünftigen Mitbewohner aus einer seriösen Zucht, einer Auffangstation, oder einem Tierheim stammen, Sie müssen eine Schutzgebühr einplanen. Diese variiert natürlich je nach Verein, Station, Züchter ( hier ist außerdem oft relevant wie alt die Tiere sind, und ob sie einen bestimmten Farbschlag haben) und Region. Im Schnitt müssen Sie mit 20-40€ pro Tier rechnen. Bei weniger sollten Sie kritisch werden.



Die Abholung
Nicht immer finden sich die Renner in direkter Nachbarschaft, oft muss ein längerer Fahrtweg, oder Kosten für eine Mitfahrgelegenheit (~20€) oder Spedition(~30€) eingeplant werden. Für die Abholung ist eine Transportbox notwendig. Je nach Modell kann man hier mit 10-30€ rechnen.



Das Gehege

Dieser Punkt schlägt wohl mit der höchsten Summer zu Buche. Je nach Modell, Zustand und eventuell notwendigen Umbauarbeiten können Sie hier mit einer Preisspanne von 200- 500€ rechnen. 


Laufrad

Sparen Sie nicht am Laufrad! Aus persönlicher Erfahrung möchte und kann ich Ihnen nur ein Holzlaufrad von Getzoo (~36€) oder ein Rad aus der Laufradschmiede empfehlen. Hier varriert der Preis je nach Material und Ständerform zwischen 50- 80€. Dafür hält dieses jedoch weit über ein Rennmausleben hinaus!



Einstreu
Oftmals verkalkulieren sich Anfänger hier sehr schnell und kaufen zu große Mengen :) Sie sollten nicht zu viele verschiedene Einstreuvarianten oder Materialien einkaufen. Das ist nicht nötig. Zudem hält sich so eine Packung Baumwolleinstreu oder Safe Bed extrem lange :) Diese Materialien werden als Extra genutzt, und nur in geringen Mengen ins Gehege gegeben. Hier lohnt es sich lieber immer etwas neu dazuzugeben, sodass die Tiere sich regelmäßig mit der Erweiterung und Erneuerung ihres Nestes beschäftigen können. Hanfstreu ist immer mit Liter- Angaben versehen. Berechnen Sie einfach vorab die ungefähre Literzahl ( Länge x Tiefe x geplanter Einstreuhöhe in cm /1000 entspricht dem Volumen in Liter), die Sie in ihrem Gehege benötigen. Bei grober Späne ist das ganze nicht so einfach. Diese gibt es, da sie ursprünglich als Pferdeeinstreu gedacht ist, nur in gepressten 20kg Ballen. So ein Ballen vermag ein 150x60x60cm Aquarium (540 L) vollständig zu füllen und für die Etagen im Aufsatz bleibt auch was übrig. Bei uns füllt so ein Ballen im Schnitt 3 bis 4 Zuchtbecken.


Heu/Stroh 
Stroh benötigen Sie seltener als Heu, eine 2,5L Packung z.B. wird sie über 2 bis 3 Grundreinigungen eines vollständig gefüllten Aquariums begleiten. Heu hingegen sollten Sie mehrmals die Woche frisch anbieten. Wir geben zb. alle 3 Tage im Schnitt eine Handvoll ins Gehege.


Inneneinrichtung  
Weniger ist mehr ;) Bei Rennmäusen lohnt es sich leider nicht viel dekorative Einrichtung anzuschaffen. Entweder ist sie schnell kaputt genagt, oder sogar sowieso 5 Minuten nach dem Aufstellen unter Einstreu verschwunden. Hier bietet sich Minimalismus an. Investieren Sie lieber in die ein oder andere Weinrebe und Korkröhre mehr, welche im Buddelbereich zusätzlich Stabilität bietet, anstatt in bunt bemalte Häuser. Die wenigsten Renner verbringen ihre Zeit in diesen dekorativen Gegenständen. Langfristig Geld sparen können Sie auch, indem Sie einiges aus stabilen Materialien selbst bauen. Verzichten Sie auf Zubehör aus Nadelholz. Dieses stinkt schnell, ist schnell zernagt und wenn die Nägel herausstehen, muss es sowieso entsorgt werden.



Sandbad

Oftmals wird als Gefäß für das Sandbad ein Bonbonglas empfohlen. In der Praxis zeigt sich jedoch oft, dass die Fläche nicht wirklich ausreicht für ein ausgefallenes Sandbad, und der Sand auch immer sehr schnell aus dem Glas auf die Ebene wandert ;) Hier lohnt es sich direkt ein kleines Aquarium in den Maßen 30x20x20cm zu kaufen. Diese werden oftmals im Baumarkt oder Zooladen als Schildkrötenaquarien angeboten. Diese sind günstig und bieten genug Platz für ein Runde Yoga und Stretching, und der Sand bleibt auch im Glas. Chinchillasand kann besonders in kleinen Mengen teuer sein. Weshalb es sich anbietet hier tatsächlich in großer Menge zu kaufen. Bei Ebay und Amazon finden sich viele Anbieter, die den Sand in 15- 25kg Säcken anbieten. Ein 25kg Sack ist jedoch nicht besonders groß und nimmt im Gegensatz zum Einstreu nicht viel Stauraum in Anspruch.



Futter
Ebenso schwierig einzuschätzen für Anfänger wie die Einstreumengen... die Futtermengen. 

Ein 2,5kg Sack Körnerfutter reicht ca 3 Monate bei 2 Liebhabertieren. Bei Blüten und Kräutermischungen sind 250g Mengen auch ausreichend. Lieber verschiedene Sorten in kleinen Mengen bestellen und diese nach und nach öffnen :) 

Frischfutter wird auch oft viel zu viel angeboten. Der Magen der Maus hat ungefähr die Größe des letzten Gliedes des kleinen Fingers. Lieber kleine Stücken Gemüse über den Tag verteilt anbieten. 






Der Einzug



Ein paar kleine Tipps für den Tag des Einzugs und die ersten Wochen im neuen Zuhause :)

  • Vorbereitung- bereiten Sie das Gehege oder das Vergesellschaftungsbecken gut vor, sodass die Maus nach der Abholung nicht unnötig lang in der Transportbox warten muss. Bitte richten Sie das Gehege so wie es am Ende sein soll ein, und ändern in den ersten 2 Wochen (Eingewöhnungsphase) noch nichts am Gehege. Sollte z.B. das Laufrad aufgrund längerer Wartezeiten am Tag des Einzugs noch nicht da sein, stellen Sie es nach der Eingewöhnungsphase ins Gehege.
  • Ruhe- planen Sie für die ersten Tage noch keine Familienfeier bei Ihnen daheim. Lassen Sie den Rennern Zeit sich an die normalen Alltagsgeräusche zu gewöhnen.
  • Das Umsetzen- zahme Mäuse dürfen Sie gern mit der Hand von der Transportbox ins Gehege setzen. Sind die Mäuse noch sehr scheu stellen Sie die Box ins Gehege, öffnen sie und legen sie langsam auf die Seite, sodass die Mäuse selbstständig herauslaufen können.
  • Mitgebrachte Streu- viele Züchter geben Ihnen Streu aus dem bekannten Gehege mit, dieses können Sie im neuen Gehege verteilen, um den Mäusen durch den bekannten Geruch Sicherheit zu geben. Wenn Sie ein Tier zur VG holen, füllen Sie die Transportbox mit frischem Streu, sodass die Maus während der Fahrt etwas ihren bisherigen Eigengeruch verliert. Das ist besonders wichtig bei Jungtieren, die direkt aus dem Familienverband kommen.
  • Rituale- behalten Sie Rituale bei. Hatte der Vorbesitzer z.B. eine feste Fütterungszeit, behalten Sie diese bei. So fällt es der Maus leichter sich einzugewöhnen, da ihr Rythmus beibehalten wird. So können Sie die Maus auch schnell an sich gewöhnen, indem Sie ihr z.B. jeden Abend ein Leckerchen anbieten.
  • Zeit- lassen Sie dem Tier oder den Tieren Zeit. Am Anfang ist alles neu. Die Geräusche der Schuhe auf dem Boden, die Türklinken, Ihre Stimme :) Sie müssen sich keine Sorgen machen, nur weil die Renner nach 1 Woche noch wegrennen, wenn Sie in den Raum kommen. Warten Sie auch mit der Reinigung, z.B. des Sandbades oder der Ebenen (die gerne als Toilette genutzt werden) bis die Mäuse sich sichtlich wohl fühlen.
  • Schlaf- besonders Jungtiere schlafen den Stress aus. Sollten Sie die Kleinen also mal nicht am Tag nach dem Einzug sehen, schlafen sie sehr wahrscheinlich einfach tief und fest :) 
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